Auf eine Tasse Kaffee mit … Benjamin, Software Engineer beim DigitalService
Hobby und Beruf – das kann man super vereinen. Die Erfahrung hat zumindest Benjamin gemacht, der seit April 2021 als Software Engineer beim DigitalService an einem Portal für ein neues Rechtsinformationssystem für Bürger:innen arbeitet. Warum der Naturliebhaber sich dabei als Teil eines Bienenschwarms fühlt und was man mitbringen muss, um Teil des Bienenstocks zu werden, das verrät er bei einer Tasse Kaffee mit unserem Communications Team.
Ich möchte Freund:innen und Familie sagen können: Guck mal, daran habe ich mitgearbeitet! Das nutzen jetzt Millionen von Menschen und ist Teil ihres Alltags.
Hallo Benjamin. Was hast Du diese Woche schon gelernt?
Ich habe gelernt, dass ich gerne in Kleingruppen arbeite, und dass es sich auszahlt, offen zu kommunizieren.
Klingt nicht direkt so, als ob das etwas mit Deiner Arbeit als Software Engineer zu tun hat.
Doch, es hat sogar direkt mit meiner Arbeit zu tun! Als Software Engineer beim DigitalService verschwindet man nicht nur im Backend – der Datenebene hinter den Kulissen, die für Nutzer:innen nicht sichtbar ist –, sondern ist in allen Teamprozessen involviert. Man tanzt auf allen Baustellen, wenn man das so sagen kann. Wir haben vor Kurzem in meinem Projektteam herausgefunden, dass wir in Meetings mit zu vielen Leuten sitzen, der Informationsfluss daher nicht so gut klappt. Jetzt haben wir uns aufgeteilt, sind in zwei Gruppen fokussierter. Mir gefällt das gut.
Dahinter steckt ein größerer Ansatz?
Wir beim DigitalService verstehen uns als „Learning Organization“. Wir evaluieren unsere Arbeit stetig und passen sie an, wenn etwas nicht funktioniert. Das ist Teil unseres iterativen Ansatzes – das ist meiner Meinung nach in einer so komplexen Welt unausweichlich.
Kannst Du die Zusammenarbeit der verschiedenen Disziplinen beim DigitalService beschreiben?
Um es Außenstehenden besser erklären zu können, habe ich mir ein Bild dafür zurechtgelegt: Wir arbeiten in den Disziplinen Produktmanagement, UX/UI-Design und Software-Entwicklung. Das Produktmanagement steht mit einer Taschenlampe auf einer Baustelle und leuchtet den Problemraum aus. Wir schauen uns als Team zunächst immer die Herausforderung genau an. Sie einigen sich mit den Projektpartner:innen auf die Stelle, an der gearbeitet wird. Dann kommen die Designer:innen und schneiden Schablonen, die sie mit der Taschenlampe an die Wand des Problemraums projizieren. Sie simulieren also quasi eine Zukunft, die es noch nicht gibt. Wir als Software-Entwickler:innen schauen uns die so entstandenen Schatten an und bauen das schließlich nach, entwickeln also die Software. In der Realität läuft es natürlich nicht so linear. Die Disziplinen inspirieren und verflechten sich eigentlich bewusst ständig.
Mit Wissensgraphen hat sich Benjamin schon im Rahmen seiner Masterarbeit beschäftigt.
Danke für die Erläuterung! Aber worüber hast Du „offen kommuniziert“, Dein zweites Learning der letzten Woche?
Ich habe ausschweifend, also sehr offen, über mein Hobby gesprochen, nämlich Wissensgraphen (engl. „Knowledge Graphs“). Das sind Graphen, mit denen man von der eigenen Einkaufsliste bis hin zur App-Programmierung Daten und deren Verknüpfungen abbilden und visualisieren kann. Google hat 2012 diesen Begriff geprägt, hinter der Suchmaschine steckt ein gewaltiger Wissensgraph. Als ich darüber erzählt habe, ist ein Kollege aus einer anderen Abteilung auf mich zugekommen, er möchte diese Methode gern nutzen. Auch ein anderer Engineer hat mich angesprochen, weil er sich diese Technik in seinem Projekt vorstellen kann. Jetzt sind wir im Austausch. Es ist schön, in einer Kultur zu arbeiten, in der sich Kolleg:innen für mein Hobby interessieren und ich diesen Impuls jetzt auch bei der Arbeit einbringen kann. Und ich freue mich, dass ich mich getraut habe, ein Thema einzubringen, bei dem ich kein „Experte“ bin, das mich aber sehr interessiert.
Wenn Du Dich in Deiner Freizeit nicht gerade mit Wissensgraphen beschäftigst, womit dann?
Ich habe eine kleine Tochter, der ich die Welt zeige, wir wollen ihr möglichst viele Abenteuer bieten. Am Wochenende sind wir mit ihr in Zoos und Parks unterwegs. Wir haben ein kleines Grundstück etwas außerhalb Berlins, auf dem wir ein Tiny House bauen wollen. Da soll es einen großen Garten geben, in dem sie spielen kann. Meine Tochter ist übrigens auch ein Grund, warum ich jetzt beim DigitalService bin.
Hat sie Dir etwa dazu geraten?
Nein, natürlich nicht, dafür ist sie noch zu jung. Aber bei der Neuorientierung in Berlin war mir klar, dass ich jetzt einen Job suche, der langfristig ist, damit ich hier lange bleibe und sie in einem stetigen Umfeld aufwächst. Dafür muss der Job für mich einen Purpose haben, ich muss dort etwas bewegen und einen Mehrwert schaffen können. Der DigitalService hat diese Anforderungen erfüllt, hier arbeite ich für eine bessere Gesellschaft und einen modernen Staat. Außerdem ist mir ein Job wichtig, bei dem ich großzügig remote arbeiten kann, damit ich viel von meiner Tochter mitbekomme.
Wo warst Du vor dem DigitalService?
Ich habe viel ausprobiert in meinem Leben, insgesamt in mehrere Studiengänge reingeschnuppert. Meinen Bachelor habe ich schließlich in Scientific Computing an der Hochschule München gemacht. Dann war ich bei Tech4Germany und bin von da aus zu Adobe gegangen. Dort habe ich eine Menge gelernt, hatte auch ein gutes Team. Aber ich bin vom Typ her so, dass ich immer nach Sinnhaftigkeit in meinem Alltag suche und in den Dingen, in die ich meine Energie stecke. Bei Adobe war die für mich nicht genug gegeben, ich wollte nochmal an Lösungen, die allen Menschen den Alltag erleichtern, mitarbeiten. Mir ist klar geworden: Ich möchte Freund:innen und Familie sagen können: Guck mal, daran habe ich mitgearbeitet! Das nutzen jetzt Millionen von Menschen und ist Teil ihres Alltags.
An welchem Projekt in dieser Größenordnung arbeitest Du gerade?
Ich bin im NeuRIS (Neues Rechtsinformationssystem) Team. Wir bauen gerade ein Rechtsinformationssystem. Darauf aufbauend wird es ein Rechtsportal geben. Dadurch haben Bürger:innen dann Zugriff auf die dokumentierten Gesetze, Verordnungen und Urteile.
Challenge: Erkläre einem fünfjährigen Kind, was Du beruflich genau tust.
Ich schreibe Code, der letztendlich dafür sorgt, dass Programme ausgeführt werden. Das kennt man von den Apps auf Tablets oder Handys. Alle Apps funktionieren nach bestimmten Regeln – und ich definiere diese Regeln.
Und jetzt anderen Software Engineers?
Wir bauen ein Java Spring Boot Backend und ein Vue Frontend. Wir machen Continuous Deployment. Also jede Änderung, die ich ins Repo pushe, löst eine ganze Kaskade an Sachen aus, wo am Ende ein neues Production-Deployment steht.
Okay, das klingt dann doch noch mal etwas komplexer – Deine Kolleg:innen wissen aber sicher, was gemeint ist! Wem empfiehlst Du, sich beim Digitalservice zu bewerben?
Auf jeden Fall sollte man Impact Driven sein, also für das Wohlergehen der Gesellschaft arbeiten wollen. Das ist eine Einstellung, die ich hier bei allen immer wieder feststelle, und die einen sehr großen und – wie ich finde – schönen Einfluss auf unsere Arbeitskultur hat. Man muss sich auf ein junges, schnell wachsendes und von Veränderung geprägtes Unternehmen einlassen können. Es braucht ein Maß an Selbstführung und -organisation. Man bekommt nicht alles vorgekaut.
Wenn der DigitalService ein Tier wäre, dann welches?
Wir sind ein Bienenstock, weil wir ein Schwarm sind, der gemeinsam lernt. Unsere Software ist der Honig, den wir entwickeln, der ist lecker und gut. Gleichzeitig erfüllt der Bienenstock eine existenzielle Funktion im Ökosystem. So treiben unsere Projekte die digitale Transformation in der Verwaltung voran.