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Head of Growth Anika

Interview Head of Growth Anika

Anika ist Head of Growth beim DigitalService und leitet die beiden Fellowship-Programme Tech4Germany und Work4Germany. Die studierte Sozialwissenschaftlerin legt besonders großen Wert darauf ihr Team dazu zu befähigen eigenverantwortlich Entscheidungen zu treffen und sich kontinuierlich weiterzuentwickeln. Ihre besten Ideen hat Anika, wenn sie in ihrem verwinkelten Garten ist.

„Mit agilen Methoden lässt sich ressourcenschonen­der, transparenter und mehrwertorien­tierter arbeiten.“

Was wolltest Du als Kind werden?

Ich hatte zwei große Berufswünsche. Der eine war Ärztin und der andere Goldschmiedin.

Du hast dann zunächst VWL in Münster studiert und Dich dann für Sozialwissenschaften an der Humboldt-Universität eingeschrieben. Warum hast Du Dich für dieses Feld entschieden?

Ich war schon immer ein politisch interessierter Mensch und mich hat die Kombination des Studiengangs gereizt: gesellschaftliche Fragen und politische Inhalte. Das war sehr gut verknüpft.

Vor dem DigitalService hast Du u.a. viele Jahre für die aperto AG (jetzt IBM iX) gearbeitet, wo Du als Executive Director den Geschäftsbereich der öffentlichen Kunden geleitet hast und für Kunden wie das Europäische Parlament, DRV Bund, BMvG und andere Bundesbhörden gearbeitet hast. Was nimmst Du aus dieser Zeit mit?

Dass sich das Berufsleben stetig wandelt und auch wandeln muss, damit wir u.a. Antworten auf gesellschaftliche und technische Herausforderungen finden. Eine Agentur erfindet sich daher jedes Jahr in irgendeiner Form immer ein bisschen neu. Dass teamorientiertes Arbeiten über allem steht. Und, dass man mit Gesprächen und Verständnis schaffen immer weiterkommt.

Was hat Dich überzeugt, beim DigitalService an Bord zu gehen?

Ich fand die Idee, dass die Bundesregierung eine Firma gründet, um Digitalisierung voranzutreiben, schon immer super. Ich habe mir schon lange das Modell in England angeschaut und fand das hervorragend. Ich habe mir immer gewünscht, dass es sowas auch für Deutschland gibt. Im September 2020 hörte ich erstmals, dass es die Gründung des deutschen DigitalService geben soll. Und siehe da: Es wurde gegründet. Um Weihnachten herum wurde dann die Stelle ausgeschrieben, auf die ich mich beworben habe. Das hat mich total gefreut, weil ich glaube, dass man in einer bundeseigenen GmbH nochmal ganz anders Akzente setzen kann als externe Dienstleister. Und das bewahrheitet sich gerade.

Head of Growth Anika beim Interview

Mit welcher Mission seid Ihr angetreten?

Der DigitalService ist mit der Mission angetreten, auf der einen Seite bürgernahe Anwendungen im agilen Kontext zu bauen und auf der anderen Seite die Verwaltung so zu befähigen, dass diese Anwendungen verstanden und mitgetragen werden. Und auf diese Weise erhalten agile Denkweisen und Arbeitsmethoden Einzug in die Verwaltung. Die Verwaltung ist sich bewusst, dass ein Wandel für sie als Organisation notwendig ist und sie lernt gerade, wie sie die Herausforderungen angehen muss. Und dabei unterstützen wir.

Seit Mai 2021 bist Du Head of Growth beim DigitalService. Was ist hier Deine Rolle?

Zum einen verantworte ich strategisch die Fellowship-Programme Tech4Germany und Work4Germany und achte darauf, dass sie nachhaltig aufgebaut, verstetigt und weiterentwickelt werden. Das Ziel ist, dass wir immer holistischer und nachhaltiger in Aktion treten können.

Stichwort Fellowship? Beschreib uns doch bitte mal kurz Eure Programme…

Wir haben zwei Programme: Tech4Germany und Work4Germany.

Bei Tech4Germany, das seit 2018 existiert, bauen wir mit der Verwaltung zusammen digitale Produkte, die nach drei Monaten eine Art Proof-of-Concept-Status erreichen. Mitarbeiter:innen der Verwaltung und auch Talente aus der Privatwirtschaft bewerben sich einmal im Jahr bei uns. Entweder mit ihren Projektideen oder mit ihrem Skill Set. Wir bringen dann beide Gruppen so zusammen, dass sie in einem interdisziplinären Team zusammenarbeiten können. Das ist ganz toll, weil die Verwaltungsmitarbeitenden einen Eindruck von moderner Software-Entwicklung erhalten und dabei lernen, was Produktmanagement und Product Ownership bedeuten kann. Und die Digitaltalente schauen sich die Verwaltung mit ihren Strukturen und Bedürfnissen genau an und verstehen, wie hier gearbeitet wird. Da werden ganz viele Vorurteile abgebaut und der Impact wird spürbar. Relativ viele der Digitaltalente, die an dem Programm teilnehmen, arbeiten im Anschluss verwaltungsnah weiter.

Im Gegensatz zur Software-Entwicklung kümmert sich Work4Germany in dem jährlichen Programm um neue Führungsmethoden und agile Arbeitsweisen. Wir gehen mit den Fellows als Coaches in die Ministerien hinein. Ein Fellow bildet in der Regel mit einer Person aus der Verwaltung ein Tandem und begleitet diese bei einem Projekt und setzt dieses nach modernen Arbeitsmethoden auf und um. So zeigt sich: Mit agilen Methoden lässt sich ressourcenschonender, transparenter und mehrwertorientierter arbeiten. Mit dem Programm stoßen wir einen Change-Prozess an, der bottum-up funktioniert. Das heißt, die Verwaltungsmitarbeitenden werden nach dem Durchlauf der Programme zu Multiplikator:innen der neuen Arbeitsmethoden und bringen diese stetig in Referate und Abteilungen ein. Wir sehen, dass dieses Programm sehr gut angenommen wird. 2020 sind wir mit 10 Fellows gestartet, aktuell sind wir bei 30. Die Nachfrage ist groß.

Was können Eure Fellows von der Verwaltung lernen?

Kompromisse zu schließen. Und vielleicht auch: Über Umwege zum eigentlichen Ziel zu kommen. Ausdauernd zu sein.

Anika in entspannter Pose im Büro

Die Organisation steht ja aktuell noch recht am Anfang. In welcher Phase seid ihr gerade?

Wir haben einen sehr professionellen und auch geerdeten Anspruch. Mit sehr viel Bedacht und intrinsischer Motivation bauen wir die Organisation auf. Jetzt haben wir den Schritt erreicht, uns zu verstetigen und so breit aufzustellen, dass wir auch Gehör finden.

Wie geht gesundes Wachstum?

Das ist eine Balance zwischen mutig sein und nicht überhitzen. Ich glaube aber, dass wir unsere Vision mit gesunden Schritten umsetzen. Dabei ist es sehr wichtig, dass wir Spaß an der Arbeit haben und lernen können. Jede:r von uns hat aber auch noch ein Privatleben. Wir versuchen, das alles miteinander zu vereinen. Das ist nicht immer leicht, aber ich finde, da machen wir keinen schlechten Job.

Was motiviert Dich?

Das sind mehrere Dinge. Mich motiviert mein Team. Ich finde es immer total toll, wenn das Team selbstverantworlich arbeitet, Dinge erreicht und wir uns zusammen die Erfolge feiern. Mich motiviert auch, wenn man harte Nüsse knackt. Wenn man ein gemeinsames Verständnis für Dinge erzielt und dann an einem Strang zieht. Wenn man lange Themen vorbereitet oder weiß, das Meeting wird schwierig und dann läuft alles glatt und rund.

Was bereitet Dir Kopfzerbrechen?

Ob die Digitalisierung der Verwaltung bis zu meiner Rente abgeschlossen ist. Und mich beschäftigen gesellschaftliche Herausforderungen, vor denen wir alle stehen: Wie schaffen wir es, den Klimawandel in den Griff zu bekommen? Wie stärken und sichern wir den gesellschaftlichen Zusammenhalt als Voraussetzung für gelebte Demokratie? Was für Antworten finden wir da als Organisation und ich als Person? Mit unserer Arbeit wollen wir ja auch ein Stück Vertrauen in Demokratie und in Verwaltung zurückgeben. Die Software-Produkte, die wir entwickeln, sind so bürgernah, dass sie verstanden werden. Uns ist es wichtig, dass sie einen echten Mehrwert bieten und kein Selbstzweck sind.

Was ist Dein Team?

Momentan sind wir knapp über ein Dutzend Leute und betreuen die Fellowship-Programme Tech4Germany und Work4Germany. Darüber hinaus verantworten wir den Community-Bereich für das Fellowship Programm. Mit der Community öffnen wir einen geschützten Raum, der Verwaltungsmitarbeiter:innen ermöglicht, über ihre Abteilungen hinweg miteinander zu sprechen und sich auch zu Fachthemen auszutauschen. Hier lernt jede:r, nicht alleine zu sein mit den komplexen Aufgaben. Es gibt ja da den schönen Begriff der Schwarmintelligenz und die kann man auch leben. Das ist mein Team.

Anika formt Herz mit Händen

Wie sieht für Dich eine gute Führungskultur aus?

So, dass ich mich im Grunde überflüssig mache. Ich versuche, den Teams so viel Vertrauen und Gestaltungsspielraum zu schenken, dass sie sich entwickeln können und lernen, eigenverantwortlich Entscheidungen zu treffen.

Wenn der Tag eine Stunde mehr hätte…

…würde ich genau 60 Minuten länger schlafen.

Bester Ratschlag?

Mein ehemaliger Chef meinte mal, als ich eine schwierige Situation mit einem Kunden hatte: Mit dem Projekt stirbt ja keiner. Wir operieren nicht am offenen Herzen. Das hat unheimlich Druck rausgenommen.

Wem würdest Du eine Bewerbung beim DigitalService empfehlen? Für welche Art von Menschen ist das der richtige Ort?

Ich würde Menschen den DigitalService empfehlen, die gerne gestalten wollen. Und das miteinander. Partnerschaftlich. Menschen, die in Zukunftskompetenzen zuhause sind und Spaß daran haben, miteinander Dinge zu erreichen und über Hürden zu springen. Köpfe, die ausdauernd sind und einen langen Atem haben. Die gerne von anderen lernen und ihr Wissen teilen. Wir müssen uns als lernende Organisation immer wieder neu erfinden und neu dazulernen, weil die Welt sich so schnell dreht. Das schaffen wir sehr gut, wenn wir voneinander lernen, uns stärkenbasiert aufstellen und chancenorientiert denken und handeln.

Wenn der DigitalService ein Tier wäre, welches wäre es und warum?

Das müsste ein schnelles, wendiges Tier sein. Tiger klingt so abgedroschen… Irgendwas so zwischen Tiger, Hund und Katze. Tiger wegen des scharfen Verstands und der Schnelligkeit. Hund ist für mich der Inbegriff von Rudeltier. Und Katze, weil alle sehr harmonieliebend sind und großen Wert auf ein respektvolles Miteinander legen.