Zum Inhaltsbereich wechseln
English
Ein aufgeklappter Laptop zeigt eine Website an, die unterschiedliche Optionen zur Online-Identifizierung listet. Die davor sitzende Person hat zusätzlich ein Handy in der Hand, das die Startseite von BundesIdent anzeigt, und ist im Begriff, sich damit auszuweisen.

BundesIdent läuft nach Pilotphase aus, Er­kennt­nisse fließen in Gesamt­vor­haben ein

Im Auftrag des Bundesministeriums des Innern und für Heimat (BMI) arbeiten wir seit Mitte 2022 im Gesamtvorhaben GovLabDE Digitale Identitäten mit. Eine unserer Aufgaben war dabei die Entwicklung einer nativen, ausbaufähigen mobilen App, die die Nutzer:innen Schritt für Schritt an die Hand nimmt und intuitiv durch die Ersteinrichtung und den Identifizierungsvorgang mit der Online-Ausweisfunktion (eID) führt, um die Nutzung von Online-Verwaltungsleistungen zu vereinfachen.

Aufgrund neuer Priorisierungen innerhalb des Gesamtvorhabens GovLabDE Digitale Identitäten werden die Arbeiten am Produkt BundesIdent nun nach der Pilotphase nicht fortgeführt. Unabhängig davon sind das BMI und der DigitalService bestrebt, im Rahmen des Gesamtvorhabens weiter zusammenzuarbeiten. Gespräche zur künftigen Rollenverteilung und dem konkreten weiteren Vorgehen laufen.

Die Entwicklung von BundesIdent war ein direktes Ergebnis aus unserer ersten Projektphase im Kontext Digitale Identitäten. Dort hatte sich deutlich gezeigt, dass die initiale Nutzung des Online-Ausweises Bürger:innen bis dato vor große Herausforderungen stellte.

Seit Mitte Oktober 2022 war BundesIdent im Beta-Stadium in den App-Stores erhältlich. Der eigentliche Pilotbetrieb startete gut einen Monat später, als die App testweise als Identifizierungsoption in den Online-Dienst „Grundsteuererklärung für Privateigentum“ eingebunden und während des Live-Betriebs auf Basis realer Nutzungsdaten kontinuierlich weiterentwickelt wurde. Auf die Erkenntnisse aus dem Pilotbetrieb sind wir in einem früheren Blogbeitrag eingegangen.

Der Schwerpunkt unserer Arbeit als DigitalService lag auf der Verbesserung des Nutzungserlebnisses für die Bürger:innen und der einfacheren Integration des Ident-Prozesses in Online-Verwaltungsleistungen mittels der Anwendung BundesIdent. Durch stark steigende eID-Transaktionszahlen im Frühjahr rückte jedoch die Skalierungsfähigkeit der eID-Serverinfrastruktur stärker in den Fokus und führte zu einer Repriorisierung innerhalb des Gesamtvorhabens.

Nutzerzentrierung bleibt zentral

Wir bedauern sehr, dass die Entwicklung von BundesIdent nach der erfolgreichen Pilotphase endet. Der Betrieb von BundesIdent im Beta-Stadium im Rahmen der „Grundsteuererklärung für Privateigentum“ hat gezeigt, wie viele Erkenntnisse zu notwendigen Produktverbesserungen sich durch die Einbeziehung von Nutzer:innen generieren lassen.

Eine Person hält fünf Papierkarten in Handy-Format mit unterschiedlich gestalteten Ansichten der BundesIdent App  in den Händen; eine zweite Person hält Zettel mit handschriftlichen Notizen in den Händen

Mitarbeiter:innen des DigitalService testen Varianten der BundesIdent App im Pop-Up-Research vor dem Berliner Hauptbahnhof.

Uns wie auch dem BMI ist daher wichtig, dass unsere bisherigen Erkenntnisse dem Gesamtvorhaben Digitale Identitäten auch weiterhin zugutekommen. Schließlich wurden wir als DigitalService bewusst in das Projekt geholt, um durch unsere nutzerzentrierte, iterative und partizipative Arbeitsweise neue, entscheidende Impulse zur Verbesserung der Nutzungserfahrung beim Verwenden der Online-Ausweisfunktion zu geben.

Erstmals konnte so einerseits die Perspektive der Nutzer:innen konsequent in die Produktentwicklung mit einbezogen werden: durch kontinuierliche Nutzertests, Umfragen, Interviews, erste A/B-Tests und durch Auswertung aller verfügbaren quantitativen und qualitativen Feedback-Quellen.

Zudem ermöglichten unsere Entwicklungsmethoden wie beispielsweise Continuous Delivery eine sehr kurze Zeitspanne von der Idee über die Entwicklung bis zum Go-Live einer Funktionalität. Bei BundesIdent waren dies meist zwei Wochen, so dass wir unser Produkt kontinuierlich auf der Basis der Rückmeldungen und der Bedarfe von Nutzer:innen weiterentwickelt haben. Unser aktueller Entwicklungsstand war dabei gemäß dem Open-Source-Ansatz der Bundesregierung stets öffentlich einsehbar und eine Beteiligung an der Entwicklung oder Feedback zum Produkt auf GitHub möglich.

Darüber hinaus blicken wir immer über den eigenen Tellerrand – denn ein gutes Nutzererlebnis entsteht nur, wenn alle Komponenten eines Online-Services in einem einheitlichen User Flow ineinander greifen. Darum war für uns die offene und kollegiale Zusammenarbeit innerhalb des Ökosystems der Digitalen Identitäten und des eID-Systems entscheidend. Unsere regelmäßigen Produkt-Reviews und Nutzertests standen unseren Projektpartner:innen stets offen und wurden punktuell von anderen Akteuren aus dem Ökosystem besucht. Dadurch konnten wir niedrigschwellig und transparent Erkenntnisse teilen und Feedback zum Projektfortschritt erhalten.

Auch mit internationalen Akteuren wie beispielsweise den Teams der ID Austria oder der ukrainischen DIIA App haben wir uns vernetzt und konnten dadurch neue Impulse setzen.

Wie es weitergeht

Derzeit arbeiten wir an einer umfassenden Übergabe aller Projektergebnisse und werden darüber hinaus in einem weiteren Blogbeitrag sowie in weiteren Formaten über unsere Erfahrungen und Handlungsempfehlungen berichten und diese – zusätzlich zu unserem Code auf GitHub – öffentlich zugänglich machen.

Unser Fokus liegt hierbei auf dem ganzheitlichen Blick auf die gesamte User Journey bei der Identifikation:

  • Herausforderungen durch Gerätewechsel
  • Potenzial eines Widgets zum Start des Identifizierungsprozesses auf der Service-Seite
  • abgestimmtes Auftreten innerhalb der Nutzungsreise beispielsweise bei Domain-Wechseln oder Einbettung in Nutzerkonten

Ebenso werden wir BundesIdent anhand der Qualitätskriterien des BMI Servicestandards bewerten und die Ergebnisse ebenfalls veröffentlichen.

Wir möchten unsere Expertise auch nach der Übergabe aktiv in den weiteren Verlauf des Gesamtvorhabens Digitale Identitäten einbringen und stimmen uns dazu aktuell mit dem BMI ab.

BundesIdent noch für Übergangszeit nutzbar

BundesIdent ist momentan eine von drei Optionen zur Identifizierung im Online-Dienst „Grundsteuererklärung für Privateigentum“, über den private Immobilienbesitzer:innen ihre Grundsteuererklärung einreichen können. Diese Option wird noch für eine Übergangszeit von rund zwei Wochen (Stand: 14. Juni 2023) verfügbar sein. Danach wird die App auch nicht mehr in den App-Stores abrufbar sein.


Portrait Foto der Autorin Anna Sinell

Dr. Anna Sinell

verstärkt seit Januar 2022 das Team des DigitalService als Projektleitung. Ihr gesamtes Berufsleben widmet sie der Frage, welche wirksamen Mechanismen es braucht, damit Ideen nicht nur Theorie bleiben, sondern tatsächlich in der Gesellschaft umgesetzt werden. Ihr Fokus liegt dabei auf Innovationssystemen, zunächst in der Forschung bei Fraunhofer, dann bei der Google Zukunftswerkstatt und zuletzt im Bundesministerium für Arbeit und Soziales. Ihre Erfahrungen überträgt sie nun auf den in ihren Augen vielleicht interessantesten Innovationsprozess: die Gesetzgebung. In ihrer Freizeit spielte sie früher leidenschaftlich Feldhockey – heute sind es ihre drei Kinder, die sie auf Trab halten.

Porträtfoto der Autorin Carolin Bednarz

Carolin Bednarz

war von November 2020 bis Dezember 2023 Produktmanagerin beim DigitalService und eine der ersten 15 Mitarbeiter:innen. Davor nahm sie als Product Fellow beim Tech4Germany Fellowship teil und sammelte bereits Berufserfahrungen im Bereich Digital Transformation & Strategy bei der Commerzbank sowie als Mitgründerin der Start@BlueFactory Berlin. Ihre Batterien lädt sie bei Ausflügen im VW-Bus mit ihrem Partner wieder auf.