Zum Inhaltsbereich wechseln
English
Eine Gruppe von Personen läuft in einem schräg abfallenden, tunnelartigen Zugang mit hohen Wänden nach unten in Richtung einer hell erleuchteten Garderobe; der Zugang ist in blaues Licht gehüllt; am oberen Rand des Zugangs steht „Schwelle zur Veränderung

Tech4Germany 2023: Das Fellowship nimmt sich Zeit zur Weiterentwicklung

Als wir 2018 mit dem Pilotjahrgang von Tech4Germany gestartet sind, war der Erfolg des Fellowships kaum absehbar. Fünf Jahrgänge später haben wir mit Tech4Germany nahezu alle Bundesministerien erreicht und viele sehr spannende Projekte bearbeitet. Zeit für uns, unsere Learnings der letzten Jahre zu reflektieren und das Fellowship umfassend weiterzuentwickeln. Wir pausieren Tech4Germany deshalb für ein Jahr, um uns genug Raum für diesen größeren Prozess zu geben.

Pause nach fünf erfolgreichen Jahrgängen

Die Eindrücke von Tech4Germany 2022 sind immer noch frisch: Mehr als 300 Gäste aus Politik, Verwaltung, Medien und Digitalszene waren im Oktober letzten Jahres unserer Einladung zur gemeinsamen Abschlussveranstaltung der beiden Fellowship-Programme Tech4Germany und Work4Germany gefolgt. Das Event zum Ende der Fellowships bildet immer wieder ein Highlight für alle Beteiligten – auch für mich. In kurzen Pitches präsentieren die Fellows die Ergebnisse ihrer Arbeit.

An insgesamt acht Projekten haben die Tech4Germany-Teams im vergangenen Jahr gearbeitet. Auf Augenhöhe, interdisziplinär und mit der Hilfe von agilen Methoden versuchen sie, Lösungsansätze für konkrete Digitalvorhaben der Bundesverwaltung zu finden. Ein Team besteht dabei aus jeweils vier Talenten der Bereiche Product Management, UI-/UX-Design und Software-Entwicklung sowie aus drei bis fünf digitalen Vorreiter:innen aus der Bundesverwaltung. Nachhaltig beeindruckt hat mich, wie in den nur drei Monaten des Fellowship-Programms jeweils ein tiefes Problem- und Nutzerverständnis erarbeitet wurde, um dann darauf aufbauend einen Software-Prototypen zu entwickeln. Auf diese Weise wurde bei Tech4Germany seit 2018 an insgesamt 32 Projekten mit 19 verschiedenen Bundesbehörden gearbeitet. Immer mit dem klaren Ziel, die Vorteile moderner Produktentwicklung konkret erlebbar zu machen und so Veränderung von innen heraus voranzutreiben. Von den in dieser Zeit entwickelten Prototypen sind mehr als 50 Prozent weiterentwickelt und umgesetzt worden. Durch diese Arbeit haben wir enorm viel lernen können.

Die Hintergründe unserer Entscheidung

Wir pausieren Tech4Germany nun für ein Jahr, um das viele Gelernte in Ruhe und mit der gebotenen Sorgfalt in eine größer angelegte Weiterentwicklung des Programms einfließen lassen zu können. Die wenigen Wochen zwischen zwei Jahrgängen, die wir auch in der Vergangenheit stets für kleinere Modifikationen genutzt haben, sind dafür einfach zu kurz.

Ein Blick auf die Geschichte von Tech4Germany zeigt, wo die Veränderungsbedarfe ihren Ursprung haben. 2018 gestartet, wollten wir mit Tech4Germany verschiedene Annahmen testen. Wir wollten zeigen,

  • dass agile und nutzerzentrierte Methoden zu besseren Ergebnissen für Bürger:innen führen.
  • dass es auf Bundesebene genug Interesse gibt, mit iterativen und nutzerzentrierten Arbeitsweisen digitale Projekte zu entwickeln.
  • dass es auf der anderen Seite auch genug Digitalexpert:innen aus den Bereichen UI-/UX-Design, Software-Entwicklung und Product Management gibt, die drei Monate lang für das Gemeinwohl in der Verwaltung arbeiten möchten.
  • dass sowohl Mitarbeitende der Bundesverwaltung als auch der Erfolg ihrer Digitalprojekte von der Zusammenarbeit in interdisziplinären Teams profitieren können.

Diese Annahmen und Ansätze wurden bestätigt. Nicht zuletzt ist die Gründung des DigitalService als zentrale Digitalisierungseinheit des Bundes auch auf die Erfolge von Tech4Germany aus den letzten Jahren zurückzuführen.

Gleichzeitig hat sich die Landschaft, in der sich Tech4Germany bewegt, seit 2018 stark weiterentwickelt. Neue Akteure wie beispielsweise Agile Coaches verändern die Arbeit in einigen Ministerien, kollaborative Formate wie das GovLabDE oder das Innolab des Bundesfinanzministeriums sind hinzugekommen. Gleichzeitig wurde viel Wissen zu neuen Arbeitsmethoden der nutzerzentrierten Software-Entwicklung in der Verwaltung aufgebaut, auch durch Programme wie Tech4Germany. Mittlerweile müssen wir nicht mehr erklären, was ein Prototyp im Allgemeinen ist, sondern wir müssen genau spezifizieren, welche Art eines Prototyps wir meinen. Konzepte wie Bürgerzentrierung, Nutzerfreundlichkeit oder iteratives und agiles Denken gehören mehr und mehr zum festen Sprachgebrauch. Der Dialog um Verwaltungsdigitalisierung ist sowohl in den Ministerien als auch in der Öffentlichkeit ein anderer geworden. Er hat an Qualität gewonnen. Diesen Entwicklungen wollen und müssen wir Rechnung tragen.

Ausreichend Zeit für eine größere Weiterentwicklung

Es ist Teil der DNA des DigitalServices, Prozesse, Methoden und Lösungen regelmäßig zu hinterfragen und Learnings in weitere Iterationen einfließen zu lassen. Bei Tech4Germany war die dafür verfügbare Zeit in den letzten Jahren stets sehr kurz: Zwischen Programmende und dem Start der Bewerbungsphase für den neuen Jahrgang blieben meist nur wenige Wochen für Anpassungen. In dieser Zeit haben wir Ergebnisse des letzten Jahrgangs aufgearbeitet und gleichzeitig von den Teilnehmenden Feedback eingeholt, um die Bewerbungsphase, den Ablauf und Elemente des nächsten Programms dahingehend anzupassen. Damit sind wir zusehends an unsere Grenzen gestoßen. Vor allem die aus unserer Sicht elementare Frage der Anschlussfähigkeit der Projektergebnisse – also wie diese in Verwaltungsstrukturen integriert, verstetigt und weitergeführt werden – konnten wir nicht zu unserer Zufriedenheit lösen. Nun schaffen wir Raum für größere Anpassungen. Wir widmen uns Themen, die wir im begrenzten Zeitrahmen zwischen den Fellowship-Jahrgängen nie in dem Maße aufbereiten und analysieren konnten, wie wir es uns gewünscht hätten.

Infolgedessen pausieren wir Tech4Germany in diesem Jahr und lassen das Fellowship durch einen ebenso ergebnisoffenen und iterativen Prozess laufen, wie wir es aus den Fellowship-Projekten und auch allen anderen Projekten des DigitalService kennen. Wir nehmen uns die Zeit, um gute Antworten zu finden auf Fragen wie zum Beispiel:

  • Wie können wir über zeitlich begrenzte Fellowship-Projekte für dauerhafte Veränderung in der Verwaltung sorgen?
  • Wie können wir ergebnisoffenes Vorgehen im Verwaltungskontext noch nachhaltiger fördern?
  • Und wie müssten wir dafür die Grundelemente des Fellowships gegebenenfalls anpassen?

Für diese Überarbeitung von Tech4Germany in den kommenden Monaten sind wir sehr am Austausch mit Verwaltungsmitarbeitenden und ehemaligen Fellows interessiert. Ihre Perspektive wird uns helfen, Tech4Germany effektiv, zielgerichtet und an die oben beschriebenen Veränderungen in der Verwaltungslandschaft anzupassen. Mein Team und mich erreicht man dafür am besten unter hallo@tech4germany.org. Ich freue mich darauf!

Unser zweites Fellowship Work4Germany wird nicht pausiert. Es startet in diesem Jahr erstmals nach der Sommerpause, und zwar am 1. September 2023. Hier geht es vor allem um moderne Projektarbeit und Methoden. Bei Interesse können sich Fellows und Verwaltungsmitarbeitende unter den jeweiligen Verlinkungen vormerken lassen. Die Bewerbungsphase für Fellows startet am 20. Februar 2023.


Profilfoto von Fabian Klenk. Er hält ein Mikrofon und präsentiert. Das Foto ist auf dem Abschlussevent der Fellowships im Herbst 2022 entstanden.

Fabian Klenk

ist als Senior Program Manager für das Tech4Germany Fellowship zuständig. Der ausgebildete systemische Organisationsberater war zuvor in der Nutzerforschung und als Service Designer tätig sowie zuletzt als Berater für nutzerzentrierte Innovation bei der Strategieberatung diffferent. Der neugierige, ethnologische Blick auf die Menschen und ihren kreativen Umgang mit Technologie stand dabei immer im Vordergrund. Nach der Arbeit findet man ihn zusammen mit seinen Kindern im Wald, auf dem Wasser oder in den nahen und fernen Bergen.


Mehr zum Thema lesen