Drei Monate Engineering Fellow bei Tech4Germany: Das hätte ich gerne vorher gewusst
Tech4Germany ist interdisziplinär, domainübergreifend, nutzerorientiert – schön und gut. Aber was macht man als Engineering Fellow drei Monate lang? Vor einem Jahr habe ich mich dasselbe gefragt. Mittlerweile habe ich das Fellowship mitgemacht – daher hier der Post, den ich damals gern gelesen hätte. Ich habe im Projektteam Bundestag gearbeitet und ein Tool neu gestaltet, welches genutzt wird, um Ressourcen wie Redezeit oder Ausschussvorsitze unter den Fraktionen proportional zu verteilen. Neben mir gab es noch einen zweiten Engineering Fellow in meinem Team. Wir haben schnell verstanden: ja, man schreibt Code – aber lange nicht nur.
Was macht ein Engineering Fellow bei Tech4Germany?
Erstens hilft man mit, das Problem zu verstehen und Lösungen zu skizzieren. Während man auch zusammen mit Design und Product Fellows das Problem auf User-Ebene versteht, bringt man vor allem technisches Verständnis ein. Bei uns hieß das zum Beispiel wie das alte und neue Tool gehostet wurde bzw. wird, wie die Integration in die existierende IT-Landschaft laufen sollte, wie Datenschutz gewährleistet wird, welche Tech Stacks genutzt werden können oder ob es Performanceanforderungen gibt. Das alles informiert natürlich die Lösung, die man baut. Bei uns dauerte es etwa einen Monat, bevor wir angefangen haben, wirklich zu programmieren. Wir waren aber tendenziell die Ausnahme. In Projekten in denen das Problem breiter formuliert war als bei uns, haben die Teams deutlich länger explorativ gearbeitet.
Team Bundestag während der Onboarding-Woche.
Zweitens ist man als Team für die Zusammenarbeit mit dem Projektteam aus der Verwaltung zuständig. Wir waren oft im Bundestag bei unserem Team, haben Zwischen- und Abschlusspräsentationen gehalten und Interviews und Gespräche mit Mitarbeitenden der Bundestags-IT geführt. Als Team macht man diese Besuche immer zusammen. Alle Perspektiven und Expertisen sind in verschiedenen Entscheidungen wichtig. Ein solides Verständnis der technischen Möglichkeiten und Rahmenbedingungen des Projektes hat immer wieder für viel Kredibilität innerhalb der Behörde gesorgt. Die braucht man auch, wenn man sieht, wie viele bürokratische und menschliche Hürden die Erneuerung eines über 20 Jahre alten Tools verhindern können.
Simi und ich bei der Abschlusspräsentation im Funkhaus.
Drittens baut man Software. Wenn man durch die explorative Phase die Rahmenbedingungen verstanden und geschaffen hat – also man weiß, was man baut und wie – fängt die traditionelle Engineering-Arbeit an. In unserem Fall habe ich ein Backend mit API in Python geschrieben, welches die Zuteilungsverfahren an die Fraktionen im Bundestag implementiert, und mein Co-Fellow David hat ein React-Frontend geschrieben, welches diese abgreift. In anderen Teams wurden eine NLP-Lösung, ein Dokumentengenerator, oder ein Online-Steuerportal gebaut oder geprototypet. Das Ganze dokumentiert man dann auch – hoffentlich so, dass das Produkt nach dem Fellowship weiterentwickelt oder eingesetzt werden kann.
Team Bundestag im Gespräch mit Bundeskanzleramtschef a.D. Helge Braun während des Werkstattbesuchs im Tech4Germany Office.
Durch Skills Impulse geben
Das Fellowship ist, das will noch gesagt werden, wahnsinnig geil. Tech4Germany zieht schlaue, interessante, getriebene Leute an. Die Atmosphäre ist freundlich und aufbauend; einfach nur ins Büro kommen macht Spaß. Man hinterlässt in den Behörden auf jeden Fall mindestens Impulse, die hängenbleiben. Und man hat das Gefühl, einen Hebel in die Hand zu bekommen, mit dem man seine Skills sinnstiftend einbringen kann.
Hier gibt es mehr Informationen zum Tech4Germany Fellowship-Programm und der Möglichkeit einer Bewerbung als Software Engineer.