

Auf eine Tasse Kaffee mit … Jana, Senior Legal Counsel beim DigitalService
Jana berät als interne Juristin nicht nur den DigitalService selbst, sondern auch die Projektteams – etwa zu Compliance oder digitaler Barrierefreiheit. In interdisziplinärer Zusammenarbeit findet sie Lösungen für neue Herausforderungen und wächst mit jedem Projekt.
Es ist für mich ein wunderschöner Moment zu sehen, dass Regeln nicht nur zur Haftungsvermeidung da sind, sondern um Menschen zu unterstützen und zu schützen.
Liebe Jana, wie bist Du zum DigitalService gekommen?
Wie ich zum DigitalService gekommen bin? Ich hatte vorher bei einem Legal-Tech-Unternehmen gearbeitet, und die Digitalisierung von juristischen Dienstleistungen war ein großer Teil meiner Arbeit. Wir hatten viel mit Automatisierung zu tun und haben immer gesagt, wie cool es wäre, wenn auch der Teil, nachdem ein Fall zu Gericht kommt, automatisiert wird. Ich habe dann den DigitalService mit seinen Projekten im Bereich „Zugang zum Recht“ entdeckt und gedacht: Das ist genau das, was wir uns immer vorgestellt hatten.
Ich wollte zu einem Unternehmen wechseln, wo man weiterhin einen Mehrwert für die Leute schafft. Und ich hatte den Eindruck, dass der DigitalService eine sehr gute Kultur hat. Für mich war es ein großer Pluspunkt, wie viele Frauen unter den Führungskräften sind. Als ich mein Interview mit Anja hatte, war mir klar, dass ich mit dieser Frau arbeiten will.
Du warst vorher in der Privatwirtschaft und bist dann zum DigitalService auf die Verwaltungsseite gewechselt. Ist das ein großer Unterschied?
Es ist ein großer und ein kleiner Unterschied. Der DigitalService funktioniert als ein privates Unternehmen in einem Umfeld der Verwaltung. Wir sind daher teils an andere Regeln gebunden als unsere Projektpartner:innen aus der Verwaltung. Bis zu einem gewissen Punkt operieren wir auf Grundlage der Privatwirtschaft, und für die Verwaltung auf der anderen Seite müssen wir uns an deren Regeln anpassen und flexibel bleiben. Das war für mich ganz neu.
Ist das eher spannend oder nervig?
Es ist auf jeden Fall eine Herausforderung, weil zwei unterschiedliche Einheiten auf Grundlage von teilweise unterschiedlichen Regeln agieren. Für mich ist es, als ob man zwei Puzzlestücke hat, die nicht immer vollständig zusammenpassen. Wir möchten aber, dass sie zusammenpassen und versuchen, das zusammenzubringen. Auch von der juristischen Perspektive finde ich das spannend. Es kann schon frustrierend sein – aber auch sehr inspirierend, wenn die Leute aus der Verwaltung genauso begeistert sind und dieselbe Flexibilität zeigen. Es ist ein noch schöneres Erfolgsgefühl, wenn man es in dieser Umgebung trotzdem schafft.
Was sind Deine Aufgaben hier genau?
Ich bin die inhouse Juristin und berate sowohl das Unternehmen selbst als auch alle Projektteams juristisch. Das heißt, neben Projektverträgen, Datenschutz, Digitalisierungsrecht und digitaler Barrierefreiheit unterstütze ich das People Team auch beim Thema Arbeitsrecht. Ich weiß nie, was morgen für eine Anfrage reinkommt.
Viele Sachen bringen Aspekte mit sich, die auch für mich neu sind. Und bei diesen Fragen muss ich mich einlesen. Wir haben sehr viele interdisziplinäre Teams und unsere Mitarbeitenden haben sehr breite Kenntnisse. Es ist immer eine Zusammenarbeit mit der Person, die die Frage gestellt hat, und wir schauen dann zusammen, wie wir das Problem am besten lösen. Wir lernen immer zusammen.

Du hast gerade digitale Barrierefreiheit gesagt: Was muss ich mir darunter vorstellen, wie Du im Legal Bereich damit zu tun hast?
Digitale Barrierefreiheit ist einer meiner Lieblingsbereiche beim DigitalService. Ich kannte das vorher nicht und es ist ein Teil der Compliance-Kultur, die ich am DigitalService sehr mag. Digitale Dienste müssen allen zugänglich sein, egal welche physischen oder kognitiven Fähigkeiten sie haben. Wir sind gesetzlich dazu verpflichtet, dass alle Dienste so barrierefrei wie möglich sind. Dafür haben wir uns zum Beispiel mit dem Bundesbeauftragten und den Landesbeauftragten für digitale Barrierefreiheit getroffen, um von ihnen mehr zu lernen.
Die Teams kennen die Regeln zur digitalen Barrierefreiheit, machen aber weit mehr als das. Wir haben interne Formate wie das „Pizza-Powered Accessibility Testing“, welches die Leute mehr sensibilisiert. Und wir stellen uns immer die Frage: Wie können wir es besser machen? Wie können wir sicherstellen, dass es tatsächlich inklusiv ist? Es geht nicht nur um eine Liste mit juristischen Anforderungen, sondern es ist auch eine moralische Pflicht. Es ist für mich ein wunderschöner Moment zu sehen, dass Regeln nicht nur zur Haftungsvermeidung da sind, sondern um Menschen zu unterstützen und zu schützen.
Was meinst Du genau mit Compliance-Kultur?
Normalerweise bedeutet Compliance in einem Unternehmen eine Liste mit manchmal lästigen Regeln, auf die man achten muss. Hier ist es nicht so. Als bundeseigenes Unternehmen haben wir viel höhere Anforderungen, da wir mit Steuergeldern arbeiten – wir müssen die bestmögliche risikoarme Leistung anbieten. Und das sehen auch die Teams so und werden sehr proaktiv bei Compliance-Anfragen. Und sollten wir diesen Anforderungen nicht optimal nachkommen, ist es immer die Frage: Was haben wir im Prozess falsch gemacht? Haben wir wichtige Informationen nicht richtig bereitgestellt?
Neben unseren rechtlichen Pflichten haben wir auch eine soziale Verantwortung, ob es jetzt Datenschutz, Barrierefreiheit oder Antikorruption betrifft. Unsere Teams sind sehr vorsichtig und erkundigen sich lieber einmal zu oft, ob man z. B. etwas dokumentieren sollte. Ich beobachte, dass die Organisation selbst sehr aktiv ist, Fragen stellt und sicherstellt, dass die Informationen weitergegeben werden, was mir dabei hilft, den Überblick zu behalten.
Inwiefern passt das für Dich zur generellen Kultur des DigitalService?
Wir sind sehr offen und transparent. Die Leute trauen sich darüber zu reden, wenn etwas nicht richtig gemacht wurde. Wir sind zudem alle auf einer Augenhöhe und sehen unsere Arbeit als eine gemeinsame Aufgabe. Ich habe noch nie erlebt, dass man etwas Problematisches sieht und denkt: Es ist nicht mein Job. Alle sind sehr motiviert, außerhalb der kleinen Bubble der eigenen Arbeit zu denken. Wir sind eine Gruppe von sehr interessierten Nerds … ein wirklich tolles Team.
Du hast mal gesagt, dass Ihr Befähiger:innen seid. Kannst Du es für mich ausführen, was Du damit meinst?
Die Rechtsabteilungen werden oft als ein „Showstopper“ gesehen. Das sehen wir überhaupt nicht so, auch wenn wir zugleich privat und öffentlich sind. Das macht unseren Job nicht so einfach, weil man in der Privatwirtschaft auch als Legal-Abteilung größere Freiheiten als in der Verwaltung hat. Wir versuchen immer, eine Lösung zu finden – auch wenn es auf den ersten Blick nicht machbar erscheint. Es gilt herauszufinden, um was es genau geht, um dann auch die Lösung zu finden, wie es gemacht werden kann. Wir sind dabei gern sehr pragmatisch und flexibel. Ich glaube, das ist ein Punkt, wo wir uns als Befähiger:innen sehen.
Um das Risiko nicht einzugehen, wird meist der bekannteste Weg gegangen. Wir erlauben es uns, etwas mutiger zu werden und zu fragen: Wenn wir das jetzt etwas anders machen, wo ist das Risiko? Wir haben neulich bei einer externen Prüfung das Feedback bekommen, dass wir als modernes und junges Unternehmen Sachen anders als andere machen, aber trotzdem sicher und genauso risikoarm wie andere Unternehmen mit mehr traditionellen Strukturen arbeiten. Wir wollen als Auftragnehmer der Verwaltung alles richtig machen, auch wenn wir etwas modern sind. Das hat viel mit Vertrauenskultur zu tun. Auch wenn das für uns manchmal mehr Arbeit bedeutet, ist es sehr inspirierend, wie die Dinge hier umgesetzt werden.
Inspirierend ist ein Stichwort für meine nächste Frage: Was hast Du zuletzt gelernt?
Aktuell lerne ich sehr viel über Künstliche Intelligenz (KI), weil wir an einer KI-Governance arbeiten. Diese verfolgen wir partizipativ, da wir die Organisation mehr involvieren möchten. Davor habe ich viel gelernt zum Thema Cloud-Dienste.
Wie würdest Du einem 5-Jährigen erklären, was du beruflich machst?
Hm, vielleicht eher für 10-Jährige? Jemand muss die Monopoly-Regeln lesen und verstehen. Und wenn man Konflikte im Spiel hat, die vielleicht mit den Regeln zu tun haben, muss ich diese Konflikte lösen.

Nach dem Job am Feierabend: Was machst Du in Deiner Freizeit; wo kannst Du gut entspannen?
Wenn es ein besonders anstrengender Tag war, dann ist Boxen für mich die Lösung. Ansonsten bin ich sehr viel mit Freund:innen unterwegs. Ich wohne in Friedrichshain und mag die Kneipen dort, weil sie immer sehr gechillt und entspannt sind. Oder einfach die gute alte Kombination von Sofa, Buch und Katze.
Du hast eine Katze?
Zwei, das sind Meli und Aslan. Was diese Katzen am liebsten machen: Sie können immer identifizieren, wann ich einen besonders anstrengenden Termin habe. Dann fangen sie an, miteinander zu spielen und überall im Hintergrund herumzuspringen. :-)
Und welches Tier wäre der DigitalService für Dich?
Oh … ein Tier mit sehr viel Energie, Kreativität und sehr viel Resilienz. Ein Honigdachs! Weißt du, wie diese Tiere sind? Die schaffen immer alles; egal, wie groß die Herausforderung ist. Sie sind an allem interessiert und sie machen in allem mit. Und sie bekommen es stets hin, egal wie groß oder klein das Tier ist, das sie als gegenüber haben.
Und eine letzte Frage … was würdest Du Leuten, die sich beim DigitalService bewerben, mitgeben?
Sie müssen neugierig sein. Wenn sie wie ich aus der Privatwirtschaft kommen, sollten sie sich nicht stressen lassen, wie man mit der Verwaltung arbeitet. Der DigitalService schafft eine gute Arbeitsumgebung für Menschen und bereitet sie vor, wie man mit der Verwaltung umgeht. In einer meiner ersten Wochen habe ich einen Projektpartner in einer wichtigen E-Mail aus Versehen geduzt; heute können wir darüber lachen. Ich werde jetzt nicht Resilienz sagen, weil das klingen könnte, als wenn es nur anstrengend sein wird.
Eher viel Begeisterung mitbringen, denn: Es wird Spaß machen!
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