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Dirk Heider, UX/UI Designer beim DigitalService.

Auf eine Tasse Kaffee mit … Dirk, UX/UI Designer beim DigitalService

Dirk erklärt im Interview, warum zu Design-Aufgaben auch Transformation gehört. Dazu zeigt der Südamerika-Fan, wie wir beim DigitalService Probleme anfassen – und warum es okay ist, auch mal etwas (noch) nicht zu wissen.

Es ist meine kleine Leidenschaft, Transformation als Teil meiner Aufgaben zu verstehen. Ich finde, das gehört einfach zu unserer Arbeit dazu, weil wir Dinge anders angehen, als es die Verwaltung tut.

Bevor wir uns über Dein jetziges Berufsleben unterhalten: Was wolltest Du als Kind werden?

Erst für eine lange Zeit Architekt. Dann hatte ich die Idee, Fluglotse werden zu wollen. Beides hat sich aber nicht durchgesetzt, als Kind lässt man sich schnell von Träumen abbringen.

Also hast Du umgeschwenkt – wohin?

Ich habe einen Bachelor in Kommunikationsdesign an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Basel gemacht und damit lange als Freelancer gearbeitet. Ich wollte immer nur für die arbeiten, die ich etwas augenzwinkernd als „die Guten“ bezeichne: Kultur, Wissen­schaft und NGOs, mit denen ich mich auch inhaltlich identifizieren konnte. Da waren meine Aufgaben oft nicht nur das Design. Für ein Klassik-Musikfestival habe ich etwa das ganze Drumherum betreut: Branding, Webseite und visuelle Kommunikation, zudem das gesamte Projektmanagement.

„Für die gute Sache arbeiten“ – da war der Weg zum DigitalService vorgezeichnet?

Vielleicht, ja. Erstmal habe ich noch den Master „Urbane Zukunft“ an der FH Potsdam gemacht, da ging es neben Zukunftsforschung auch um Komplexität, Transformation.

Das klingt schon mehr nach DigitalService.

Während des Masters bin ich über einen Kommilitonen – und späteren Arbeitskollegen – auf das Tech4Germany Fellowship-Programm aufmerksam geworden. Daran habe ich dann während des Studiums teilgenommen und an einem Projekt mit dem Bundes­zentral­amt für Steuern gearbeitet. Für mich war schnell klar: Genau das möchte ich machen. Ich habe danach die letzten Kurse fertig gemacht, meine Masterarbeit geschrieben und abgegeben. Im Oktober 2022 habe ich beim DigitalService angefangen.

Warum hast Du Dich für unsere Organisation entschieden?

Ich fand die Art zu arbeiten und die Probleme, denen wir uns bei Tech4Germany genähert haben, spannend und relevant. Und es war erfrischend, wie frech und nonchalant wir bei Tech4Germany auf die Projektpartner:innen und die Herausforderungen zugegangen sind. Das überträgt sich auf den DigitalService, der ja mehr oder weniger aus Tech4Germany entstanden ist: Wir machen hier im DigitalService die Dinge anders und versuchen, die Verwaltung zu überzeugen, die Digitalisierung mit uns zeitgemäß anzugehen – ergo bei der Problemdiagnose zu beginnen und die Nutzerzentrierung in die Verwaltung herein­zutragen.

Zumindest beim Namen Tech4Germany erwartet man nicht unbedingt einen Designer. Erzähl mal, was ist Deine Rolle beim DigitalService?

Ganz offiziell bin ich UX/UI Designer. (UX steht für User-Experience und UI für User Interface, Anmerkung der Redaktion) Und ja, die Rolle wird vielfältig ausgelegt. Klar: Als Desinger:innen entwickeln wir den gesamten Nutzungsprozess beispielsweise eines Projektes. Dazu gehört auch, dass wir klassische Interfaces erstellen. Damit sind wir für die gesamte Nutzendenerfahrung zuständig. Insgesamt sehe ich mich darum mehr als Service Designer, nicht als UX/UI Designer.

Es gehört eben mehr zu unseren Aufgaben: Bei Produktaufgaben etwa schauen wir als Designer:innen mit den Produktmanager:innen auf die Roadmap: Was sind die Dinge, die wir als Nächstes gemeinsam entwickeln müssen? Auch in der Discovery schätzen wir mit ein: Welches Problem müssen wir lösen, was steckt dahinter? Dafür recherchieren wir, sprechen mit unseren Nutzer:innen und Projektpartner:innen und erstellen gemeinsam mit unseren Entwickler:innen Prototypen. Diese werden getestet, iteriert und weiter verbes­sert, bis unsere Entwickler:innen damit arbeiten und diese Lösungen implementieren.

Und es ist meine kleine Leidenschaft, Transformation als Teil meiner Aufgaben zu verstehen. Ich finde, das gehört einfach zu unserer Arbeit dazu, weil wir Dinge anders angehen, als es die Verwaltung tut. Diese für unsere Projektpartner:innen neuen Herangehensweisen wollen wir in die Verwaltung tragen.

Dirk Heider, UX/UI Designer beim DigitalService.

Welches Projekt betreust Du gerade?

Von Anfang an bin ich in einem großen Projekt – NeuRIS. Es geht darum, ein neues Rechtsinformationssystem für den gesamten Rechtsapparat in Deutschland zu entwickeln. Ich glaube, auch in meinem Leben habe ich noch nie an so einem lang angelegten und komplexen Projekt gearbeitet.

Gibt es etwas in Eurem langfristigen Projekt NeuRIS, worauf Du in letzter Zeit besonders stolz warst?

Wir hatten zum einen als Team eine etwas schwierige Phase, in der wir nicht zufrieden waren und das Projekt herausfordernd war. Wir haben uns aus eigener Kraft heraus manövriert und sind in den letzten Monaten zu einer richtig gut geölten Maschine geworden. Wir haben daraufhin in mehreren Sprints mehr geschafft, als vorgesehen war.

Wie würdest Du denn aktuell Deinen Job einem fünfjährigen Kind beschreiben?

Wenn mich Leute fragen, sage ich immer: Wir machen es endlich einfacher, im Internet mit dem Staat zu interagieren.

Siehst Du den DigitalService als lernende Organisation?

Ich denke in der Art, wie wir zusammenarbeiten und uns organisieren, ja. Wenn es knirscht oder etwas nicht funktioniert, macht jemand einen Vorschlag. Zum Beispiel: Wie wäre es, wenn wir unser Arbeitsmodell – zu Beginn war das nach Scrum – ein wenig anpassen und neue Methoden ausprobieren? Einmal war die Lösung, dass wir uns in zwei Subteams innerhalb des Teams aufgeteilt haben. So verstehe ich innerhalb unseres Teams das Lernen – Ausprobieren von Dingen, Evaluieren und weitere Änderungen vornehmen.

Was hast Du am meisten hier in den vergangenen zwei Jahren gelernt?

Tatsächlich das praktische, agile Arbeiten. Wir müssen die Schritte und Aufgaben aus dem, was möglicherweise kommt oder was dann an Arbeit vor uns liegt, selbst definieren. Mit dieser Unklarheit umzugehen, ist manchmal gar nicht so einfach. Damit umzugehen, habe ich über die letzten zwei Jahre immer besser gelernt.

Was hättest Du lieber vorher gewusst? Womit hast Du nicht gerechnet?

Ich hatte eine Phase, in der ich mich schwergetan habe, Übersicht zu gewinnen und mir unklar war, was die nächsten wichtigsten Schritte sind. Mein Learning war, dass es auf jeden Fall richtig ist, es so schnell wie möglich auszusprechen. Zu sagen: Ich weiß es gerade nicht, kann mir jemand helfen? Mir ist dann aufgefallen, dass ich nicht der Einzige war. Wir konnten darüber sprechen, einander helfen und gemeinsam daran arbeiten, Klarheit herzustellen. Ich glaube, das hätte ich früher verstehen können.

Das Foto zeigt das Plakat „Es ist okay“ das im Büro des DigitalService an einer Glaswand hängt. Auf dem Plakat stehen Dinge, die normal und in Ordnung beim DigitalService sind.

Das ist eine schöne Überleitung: Was macht für Dich eine gute Unternehmenskultur aus?

Auf einem Plakat in unserem Büro steht unter der Überschrift „Es ist okay“ eine Auflistung an Dingen, die normal und in Ordnung sein sollten. Beispiele sind: Eine gute Unterneh­mens­kultur macht für mich aus, dass Verständnis da ist, nach Hilfe zu fragen und die Kolleg:innen einem helfen – dass man sich aufeinander verlassen kann. Spaß und auch Albernheit bei der Arbeit sind für mich ein wichtiger Punkt. Auch wenn ich nicht in so vielen verschiedenen Unternehmen gearbeitet habe, aber der DigitalService ist für mich ein Ort, der wirklich auch für die Menschen gemacht ist, die hier arbeiten.

Was ist Dein Anspruch? Was motiviert Dich auch?

So banal es klingt, die Mission des DigitalService. Ich möchte die Welt in einem besseren Zustand hinterlassen, als ich sie vorgefunden habe. Und ich möchte meinen Teil dazu beitragen, dass Probleme gelöst werden. Es motiviert mich, die Digitalisierung auf die richtige Art und Weise, nämlich nutzerzentriert, vorwärtszubringen. Und mein Team motiviert mich, es macht Spaß, mit den Leuten zusammenzuarbeiten.

Das merkt man. Schließlich leitest Du auch die Gruppe „Re-Present: Yourself!“ im DigitalService. Was macht Ihr da?

Das ist eine Community of Practice, eine Gruppe für Praktiker:innen. Davon gibt es mehrere hier im DigitalService. Bei unserer ist die Idee, dass Leute, die häufiger auf der Bühne oder bei Events unterwegs sind, an ihren Präsentationstechniken feilen können. Das ist eine Sache, die lernt man nur durch Praxis. Deshalb wollen wir diesen Raum schaffen, in dem wir zusammenkommen und konstruktiv – mit positiver Bestärkung – sprechen üben.

Dirk Heider, UX/UI Designer beim DigitalService.

Noch mal zu Deiner Rolle: Was ist denn aus Deiner Sicht gutes Design?

Ich habe da zwei verschiedene Perspektiven – aus der Sicht von Kommunikationsdesign und von UX/UI-Design. Beim DigitalService interessiert mich vorrangig die zweite Perspektive. Ich finde es wichtig, dass Design funktioniert. Funktionieren tut es, wenn die Nutzenden es verstehen, wenn es intuitiv und einfach ist. Aber was intuitiv verstanden wird, können uns nur die Nutzenden sagen. Und deshalb benötigen wir Research sowie Feedback und müssen dann weiter iterieren.

Was würdest Du Menschen, die sich hier bewerben, mit auf den Weg geben? Was für Leute sollten das sein?

Also grundsätzlich alle Leute, die Lust haben, die Verwaltung und den Staat besser zu machen. Die neugierig sind und auch ein gewisses Maß an Resilienz mitbringen. Es ist manchmal etwas trocken und es ist auch nicht immer ganz einfach mit der Verwaltung. Da muss man durchhalten können – dafür haben wir uns als Team. Und ich empfinde es als schön, wenn Leute ein bisschen Spaß mitbringen.

Und jenseits der Arbeit: Was würdest Du gern einmal machen im Leben?

Ein Sabbatical, um die Welt zu bereisen. Mehrere Monate in Südamerika verbringen, das werde ich auf jeden Fall machen.

Okay, dann die obligatorische Abschlussfrage: Wenn der DigitalService ein Tier wäre, welches wäre es? Und warum?

Ich finde, wir sind der Paradiesvogel im Verwaltungskontext. Wir sind die Digitalisierungs­einheit, die Dinge anders macht, vielleicht auch ein wenig wilder und bunter. Ich finde sogar, dass wir noch mehr Paradiesvogel werden sollten.

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