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Illustration eines geöffneten Laptops, der die Webseite des Online-Service „Grundsteuererklärung für Privateigentum“ geöffnet hat

Next Stop „Grundsteuer“: Neuer Online-Steuerservice soll private Eigentümer:in­nen bei der Reform unterstützen

Mit dem Steuerlotse für Rente und Pension haben wir letztes Jahr im Auftrag des Bundesministerium der Finanzen (BMF) einen Online-Steuerdienst speziell für Menschen im Ruhestand entwickelt, der sie bei der einfachen Abgabe ihrer Einkommensteuererklärung unterstützt. Jetzt entsteht die nächste Anwendung für das BMF: Im Kontext der Grundsteuerreform schaffen wir einen vereinfachten digitalen Steuerservice für die Feststellung des Grundsteuerwerts – die „Grundsteuererklärung für Privateigentum“. Ein Projekt mit immenser Tragweite für Millionen privater Grund- und Immobilienbesitzer:innen in Deutschland.

Die Grundsteuerreform ist eine der größten Steuerreformen der letzten Jahrzehnte. Die Reform geht zurück auf ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts (BVerfG) aus dem Jahr 2018. Damals wurde die bisherige Rechtslage der Bewertung von Grundstücken mit dem Einheitswert für verfassungswidrig erklärt und der Gesetzgeber zur Überarbeitung der Berechnungsgrundlage verpflichtet.

Insgesamt sind rund 36 Millionen Grundstücke von der Reform betroffen, viele davon im Privateigentum. Für jedes dieser Grundstücke muss vom 1. Juli bis 31. Oktober 2022 eine Erklärung zur Feststellung des Grundsteuerwerts – umgangssprachlich Grundsteuererklärung – durch die Eigentümer:innen digital über ELSTER abgeben werden. Die Abgabe ist nur in Ausnahmefällen in Papierform zulässig.

Die mit der Reform zusammenhängenden Aufwände sind enorm. Einerseits für die Finanzämter, auf die innerhalb weniger Monate eine einmalige Zusatzbelastung in Form von Millionen von Erklärungen zukommt. Andererseits für die Eigentümer:innen selbst, die die nötigen Angaben bereitstellen müssen.

Entsprechend naheliegend sind die Bestrebungen des BMF, mit einer einfachen digitalen Lösung die Durchführung der Grundsteuerreform wo immer möglich zu erleichtern und die damit zusammenhängenden Hürden zu senken.

Der Ansatz: Komplexität reduzieren

Aus dem Steuerlotsen-Projekt haben wir ein ganz zentrales Learning mitgenommen: auch im komplexen deutschen Steuerrecht gibt es viele simple Sachverhalte, die sich ideal über maßgeschneiderte digitale Lösungen mit einfachem Funktionsumfang abbilden lassen.

Dies trifft auch auf die Grundsteuererklärung zu. Eine große Anzahl der Betroffenen sind Privatpersonen und haben Ein- oder Zweifamilienhäuser, Eigentumswohnungen oder auch unbebaute Grundstücke – also eher einfache Sachverhalte.

Für diese Gruppe kann die Grundsteuererklärung auf einige wenige Angaben verkürzt werden. Das spart Zeit und reduziert mögliche Fehler.

Drei Mitarbeitende des DigitalService stehen vor einer Glaswand im Büro und brainstormen gemeinsam

Die Entwicklung: Nutzerorientiert, sicher, offen

An dem Projekt arbeitet ein interdisziplinäres Team bestehend aus aktuell neun Mitarbeitenden aus Produktmanagement, Design und Software-Entwicklung. Außerdem steht uns mit dem BMF ein zuverlässiger Projektpartner zur Seite, der eng mit uns zusammenarbeitet und uns fachlich begleitet. Der Startschuss für das Projekt fiel im Januar 2022, eine erste minimale Version der Software soll innerhalb von 6 Monaten online gestellt werden.

Getreu unserer Produktphilosophie wird der Online-Service für die Grundsteuer nutzerorientiert entwickelt. Das bedeutet, dass wir die potentiellen Nutzer:innen von Anfang an in den Entwicklungsprozess einbinden.

Bereits im Vorfeld haben wir mit der Zielgruppe Gespräche geführt, um mögliche Probleme bei der Abgabe der Grundsteuererklärung zu identifizieren. Vor kurzem sind Usability-Tests angelaufen, mit deren Hilfe wir direktes Feedback zu verschiedenen Prototypen einholen.

Basisüberlegungen für die Nutzerführung

Auf Basis der Erfahrungen aus dem Steuerlotsen-Projekt und den ersten User-Gesprächen haben wir folgende Produkteigenschaften abgeleitet:

  • Dank einer dynamischen Fragebogenstruktur sollen die einzelnen Schritte im Online-Formular für die Nutzer:innen eine nachvollziehbare Logik haben.
  • Mithilfe einer überarbeiteten Seitennavigation und dem „One-Thing-Per-Page“-Ansatz (= eine Frage/ein Kontext pro Seite), soll die Übersicht innerhalb des Online-Formulars verbessert und das Gefühl der Überforderung durch zu viele Informationen vermieden werden.
  • Durch einfache Sprache und visuelle Hilfestellungen soll die Nutzungsbarriere gesenkt und die Feststellungserklärung zugänglicher gemacht werden.

Insgesamt möchten wir die Zielgruppe dazu befähigen, die Erklärung selbständig auszufüllen, ohne dass dafür kostenpflichtige Dienstleistungen in Anspruch genommen werden müssen.

Prinzip Datensicherheit und Datensparsamkeit

Neben der Nutzerzentrierung liegt ein weiterer Schwerpunkt auf den Themen Datensicherheit und Datensparsamkeit. Unser Online-Dienst wird nur Daten abfragen, die tatsächlich benötigt werden und speichert sie nur dann, wenn es gesetzlich verpflichtend ist. Die Daten werden sicher über die offizielle ELSTER-Schnittstelle direkt an die Finanzverwaltung übermittelt und nicht zu anderen Zwecken verarbeitet.

Die Entwicklung erfolgt als Open-Source-Software, die später offen zugänglich und gemäß der Idee „Public Money, Public Code“ nachnutzbar gemacht wird.

Der Online-Dienst „Grundsteuer für Privateigentum“ soll pünktlich zum Start der Abgabefrist ab dem 1. Juli 2022 verfügbar sein. Er kann zunächst von allen privaten Eigentümer:innen mit Grundbesitz in all jenen Bundesländern genutzt werden, die das sogenannte Bundesmodell anwenden.

Wer sich vorab schon weitergehend informieren will, kann dies ab heute unter grundsteuererklaerung-fuer-privateigentum.de tun.

Katja Anokhina

Katja Anokhina

ist Product Managerin beim DigitalService. Sie nahm 2021 am Tech4Germany Fellowship teil und war so vom Ansatz überzeugt, dass sie sich danach beim DigitalService beworben hat. Zuvor war sie im Bereich Bildung/ Digitalisierung u. a. als Product Ownerin tätig. Ihre große Leidenschaft ist Segeln.

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