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Mockup des Online-Services „Steuerlotse für Rente und Pension“  auf verschiedenen Geräten

Steuerlotse: Online-Steuerer­klä­­rung für Rent­ner:in­nen und Pensio­när:in­nen

Seit Mai 2021 ist eines unserer ersten Projekte live: der Steuerlotse. Mit dem Steuerlotsen können Rentner:innen und Pensionär:innen ohne Zusatzeinkünfte ihre Steuererklärung ab jetzt online einreichen. Er ist ein webbasierter Service, der keine Installation benötigt und die Einreichung der Steuererklärung für die Zielgruppe einfach, schnell, digital und online ermöglicht. Der Steuerlotse steht Rentner:innen und Pensionär:innen für die Steuererklärung des Jahres 2020 unter www.steuerlotse-rente.de zur Verfügung.

Der Steuerlotse wurde im Auftrag des Bundesfinanzministeriums (BMF) von uns, dem DigitalService, der inhouse Software-Entwicklungseinheit des Bundes, entwickelt. Basierend auf der Rückmeldung der Nutzer:innen verbessern wir den Steuerlotsen kontinuierlich.

Vom Tech4Germany Prototypen zur Umsetzung durch den DigitalService

Bereits 2019 haben vier Bundesländer (Brandenburg, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen) eine vereinfachte Steuererklärung in Papierform (EZVA) für Rentner:innen entwickelt. Auf Basis des Papiervordrucks wurde während unseres Tech4Germany Fellowships 2020 von vier Fellows in Kooperation mit dem BMF ein digitaler Prototyp entwickelt. Ein Prototyp ist eine vereinfachte Version eines Endproduktes, das exemplarisch die Vorteile und Anwendungsbereiche eines Produktes aufzeigt.

Das Fellowship hatte die Notwendigkeit der Lösung und die positive Resonanz in der Zielgruppe bestätigt. Der DigitalService wurde im Dezember 2020 mit der Weiterentwicklung des Prototypen hin zu einem vollumfänglich und konkret nutzbaren Steuerlotsen-Produkt beauftragt.

Bei der Weiterentwicklung stand im Vordergrund, den Produktivbetrieb des Dienstes zu ermöglichen. Im Design standen erneut Usability Tests an, nun aber mit dem Fokus auf der Bedienbarkeit konkreter Elemente und Verständlichkeit der Abläufe. Die im Fellowship gelegten technischen Grundlagen mussten vor allem im Bereich Infrastruktur erweitert werden, um einen dauerhaften Echtbetrieb zu ermöglichen. Die Software wird in der Cloud betrieben, wofür wir einen passenden Dienstleister in Berlin gefunden haben, um Sicherheit und Datenschutz voll zu gewährleisten. Auch im Bereich Operations musste einiges getan werden; im Gegensatz zu prototypischen Lösungen braucht ein Online-Dienst Sicherheits-, Datenschutz- und Betriebskonzept sowie die entsprechenden Vorkehrungen.

Der Steuerlotse ist auf eine Zielgruppe zugeschnitten, die digitale Angebote auf Grund der Komplexität bisher wenig genutzt hat. Für eine Zielgruppe ein angepasstes Produkt zu entwickeln, das Bedürfnisse und Kenntnisse mit einbezieht und so digitale Teilhabe ermöglicht, passt hervorragend zu unserer Mission, digitale Produkte zu entwickeln, die besser für alle funktionieren.

Mockup von Steuerlotse Online auf dem Handy

Reduzierte Komplexität durch Zuschnitt auf konkrete Zielgruppe. Dazu wurden Erkenntnisse aus über 50 Stunden Interviews mit der Zielgruppe gewonnen und in die Produktentwicklung integriert.

Ein Produkt angepasst an die Bedürfnisse der Nutzer:innen

In Gesprächen mit potenziellen Nutzer:innen haben wir die größten Herausforderungen der Zielgruppe mit den bis dato bestehenden Möglichkeiten identifiziert. Dazu gehören die Angst davor Fehler zu machen, fehlende Informationen, Unsicherheit im Digitalen und der Authentifizierungsprozess. Diese Herausforderungen treten nicht nur beim Ausfüllen, sondern auch bei der Vorbereitung auf. Der Steuerlotse fokussiert sich deshalb auf vier Handlungsphasen: Heranführen, Begleiten, Authentifizieren und Ausfüllen. Er zielt in seiner Konzeption darauf ab, dass Nutzer:innen nicht an ihren Fähigkeiten zweifeln. Entsprechend haben wir bei der Entwicklung des Steuerlotsen auf folgende Aspekte besonders großen Wert gelegt:

Nutzerzentrierung 

Wir haben den Steuerlotsen für eine spezifische Zielgruppe mit dieser spezifischen Zielgruppe entwickelt. Insgesamt sind Erkenntnisse aus über 50 Stunden von uns geführten Interviews eingeflossen. In ersten Gesprächen mit Nutzer:innen konnten wir das Problem eingrenzen. Während der Entwicklung des Produktes haben wir monatlich Testrunden mit Nutzer:innen durchgeführt, um die Bedienbarkeit des Steuerlotsen optimal an die Bedürfnisse, Kenntnisse und Fähigkeiten der Nutzer:innen anzupassen. Erkenntnisse aus den Testrunden haben primär dazu geführt, dass wir verstanden haben, wie die Seite und ihre Navigation aufgebaut sein muss, um eine leichte Bedienbarkeit für Rentner:innen entsprechend ihrer Vorkenntnisse sicherzustellen.

Leichte Bedienbarkeit 

Unser Ziel ist es, den Steuerlotsen so zu gestalten, dass Benutzer:innen während der Nutzung nicht an ihren Fähigkeiten zweifeln. Während der Konzeption des Steuerlotsen bedeutete das für uns, bekannte Annahmen, Gewohnheiten oder Seitenelemente grundlegend zu hinterfragen und an das Nutzungsverhalten der Zielgruppe anzupassen.

Eine besonders große Rollen spielen in dieser Zielgruppe zum Beispiel Ansprache, Texthierarchie und Gewohnheit. Die Gestaltung der Oberfläche orientiert sich deshalb stark am Gedruckten und unterscheidet sich von standardisierten Websites.

Die Hauptnavigation heißt beim Steuerlotsen beispielsweise nicht „Menü“ sondern „Inhalt“, die Startseite „Übersicht“. Sie befindet sich auch nicht ausklappbar an der oberen Kante der Webseite, sondern fixiert am linken Rand des Bildschirms. Sie dient dadurch durchgehend als Orientierungshilfe im Prozess.

Nutzer:innen werden Schritt für Schritt durch den Prozess geleitet und es besteht eine limitierte Anzahl an Informationen, um eine Überforderung durch mehrere Interaktionsmöglichkeiten zu vermeiden.

Mockup von Steuerlotse Online auf Bildschirm

Zur Gewährleistung der einfachen Bedienbarkeit des Steuerlotsen trägt auch bei, dass die vorhandenen Funktionen und Eingabefelder auf das Wesentliche reduziert sind.

Fokus auf das Wesentliche 

Zur Gewährleistung der einfachen Bedienbarkeit des Steuerlotsen trägt auch bei, dass die vorhandenen Funktionen und Eingabefelder auf das Wesentliche reduziert sind. Die stark eingegrenzte Zielgruppe der Rentner:innen und Pensionär:innen ohne Zusatzeinkünfte machen viele Eingabefelder in anderen vorhanden Angeboten überflüssig. Der Steuerlotse repliziert dabei die Anforderungen des Papiervordrucks EZVA.

Auch die Funktionen der Website sind auf das Wesentliche reduziert. So haben wir beispielsweise zu Gunsten der Einfachheit in der ersten Version des Steuerlotsen auf ein Nutzerkonto verzichtet. In der weiteren Entwicklung werden wir basierend auf der Rückmeldung der Nutzer:innen weitere Funktionen entwickeln und ergänzen, die einen konkreten Mehrwert für den Prozess der Steuererklärungsabgabe liefern.

Anbindung an bestehende Lösung 

Der Steuerlotse nutzt die ELSTER-Schnittstelle „ERiC“ (ELSTER Rich Client) zur Übermittlung von Daten. Wir freuen uns, auf dem Ökosystem von ELSTER aufbauen zu können, weil neuen Nutzer:innen damit bereits bestehende Systeme und eine sichere Infrastruktur zur Verfügung gestellt werden können. Der Steuerlotse vereint die sichere digitale Infrastruktur von ELSTER mit Erkenntnissen der Fachleute, die mit dem Papiervordruck des EZVA bereits die Zielgruppe ansprechen.

Sicherheit und Datensparsamkeit 

Der Steuerlotse fragt nur und erst dann Daten ab, wenn sie wirklich benötigt werden und speichert sie erst und nur dann, wenn es gesetzlich verpflichtend ist. Daten werden immer verschlüsselt verschickt und gespeichert und, wo möglich, gehasht. Der Steuerlotse übermittelt die Daten lediglich an die Finanzverwaltung. Personenbezogene Daten werden von uns nur weitergeleitet – nicht zu anderen Zwecken verarbeitet.

Open Source

Der Quellcode des Steuerlotsen ist auf GitHub veröffentlicht.

Weiterentwicklung basierend auf Nutzerbedürfnissen

Der Steuerlotse ist seit dem 31. Mai 2021 ein voll funktionstüchtiges Produkt, welches den minimalen Funktionsumfang zur Erfüllung des Zwecks unterstützt. So kann der Dienst schnell einen Mehrwert für Bürger:innen bieten. In den kommenden Monaten werden wir weiterhin Rückmeldungen sammeln und basierend auf dem Feedback den Steuerlotsen weiterentwickeln. Bei Rückmeldungen und Feedback zum Steuerlotsen freuen wir uns über eine E-Mail an kontakt@steuerlotse-rente.de

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Portrait Foto der Autorin Magdalena Zadara

Magdalena Zadara

ist Chief of Staff & Strategy beim DigitalService. Als studierte Produktdesignerin kombiniert sie nutzerzentriertes Design mit ihrer Erfahrung aus Software-Teams, um digitale Lösungen mit und für die Verwaltung zu entwickeln. Zuvor war sie Head of Product bei Fernarzt und Designerin bei BCG Digital Ventures und anderen Digitalagenturen. Ihr erstes Auto war ein Trabi.


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